Konjunkturentwicklung hat dieses Jahr
den USA mehr geholfen als Europa

Anlagepolitik, Dezember 2023

Konjunkturentwicklung hat dieses Jahr den USA mehr geholfen als Europa

Die Berichterstattung über die Quartalsresultate zeigte auf beiden Seiten des Atlantiks kein einheitliches Bild. In den USA konnten zwar wieder Gewinnanstiege zum Vorjahr ausgewiesen werden, doch jene Unternehmen, die gegenüber den Erwartungen enttäuschten, wurden vom Markt deutlich abgestraft. Im wichtigen Technologie-/Internet-Sektor gab es zudem gemischte Resultate. In Europa inklusive der Schweiz konnten nicht alle Branchen mit den Erwartungen mithalten und die Quartalsresultate waren ebenfalls uneinheitlich. Daher darf die in den letzten Wochen gesehene Aktienvolatilität nicht wirklich überraschen. Auch bei Anleihen und Rohstoffen zeigten sich deutliche Schwankungen. Ein Hort der Ruhe hingegen waren Schweizer Obligationen, die wir übergewichtet hatten und weiterhin so belassen.

Die Weltwirtschaftsdaten fallen zurzeit durchzogen aus. Zwar konnte die US-Wirtschaft im 3. Quartal eine Erstarkung melden. Diese wurde aber recht einseitig von einem Lageraufbau und einer (zugunsten von Konsumausgaben) gesunkenen Sparquote verursacht. In Europa war die rückläufige Konjunkturdynamik auf breiter Front zu spüren, was sich in schwächeren Wirtschaftsdaten vieler Länder manifestierte. Dabei zeigen sich sowohl die verarbeitenden Industrien wie auch die Dienstleistungsbranchen weniger stark als noch im Sommer. Die Konjunkturabschwächung ist vor allem in Deutschland und Grossbritannien deutlich, während sich die Schweiz relativ besser hält, doch von Deutschland derzeit nicht positiv beeinflusst wird. In China waren die Wirtschaftsdaten gemischt, wobei einem etwas besseren Privatkonsum ein weiterhin klar unterdurchschnittlicher Immobiliensektor gegenübersteht. Ohne eine deutliche Konjunkturunterstützung durch die politische Führung in Peking muss für die nächsten Monate mit einem weiter uneinheitlichen Konjunkturverlauf in China gerechnet werden. Andere Schwellenländer weisen dagegen weniger Schwäche auf.

Aktien

Die schwächere Konjunkturentwicklung Europas im Vergleich zu den USA ist auch ein Grund für die dieses Jahr eher schwächere Aktienperformance europäischer Märkte verglichen mit dem S&P 500. Der andere Grund ist die Hoffnung der Investoren, dass die generative (Inhalte generierende) künstliche Intelligenz dem US-Aktienmarkt wegen seiner weit stärker von Technologie dominierten Branchengewichtung besonders hilft. Das Potenzial dafür ist unbestritten, doch die weit höhere Bewertung der US-Aktien weist auf ein recht fortgeschrittenes «Einpreisen» bzw. Antizipieren des Faktors künstliche Intelligenz hin. Der Schweizer Aktienmarkt erlebte jüngst wie andere europäische Indizes eine Bewertungskorrektur, doch bei einer global zu erwartenden Konjunkturabschwächung in den kommenden Quartalen sollten sich Schweizer Aktien wieder relativ gut halten. Global halten wir an einer diversifizierten Strategie fest. Übergewichtet werden neben Cyber Security bzw. Internetsicherheit und globalen Value- bzw. Substanzwert-Aktien als Themen vor allem Qualitätsaktien. Diese sollten bei weiter relativ hohen Zinsen von der unterdurchschnittlichen Verschuldung und bei einer Konjunkturabschwächung von ihrer überdurchschnittlichen Profitabilität dank Marktführerschaft profitieren.

Wir bleiben in CHF-Obligationen, die sich 2023 bewährt haben, vorderhand übergewichtet.

Gérard Piasko, Chief Investment Officer


Obligationen

Bei Anleihen setzten in den letzten Monaten die von uns übergewichteten Schweizer Obligationen ihre bessere Performance gegenüber den globalen und vor allem gegenüber amerikanischen Anleihen fort. Dabei spielt die seit einiger Zeit von Marktteilnehmern wieder stärker aufgebaute Risikoprämie von länger laufenden US-Staatsanleihen gegenüber den kürzeren Laufzeiten eine Rolle. Der Grund für diese steigende Risikoprämie ist die Erkenntnis des Marktes, dass der Zinsenschuldendienst der USA historisch hoch bleiben wird und das amerikanische Budgetdefizit, nicht zuletzt wegen der enormen Staatsausgaben der Regierung von Präsident Biden, viel zu gross ist. Wir bleiben in CHF-Obligationen übergewichtet und behalten im Kreditbereich den Fokus auf Investment-Grade-Qualität. Bei CHF-Obligationen (bzw. Heimwährungsanleihen in EUR und USD der anderen Referenzwährungen) erhöhen wir bei 5,5 % des gesamten Portfolios die Laufzeiten von 1 bis 3 Jahren (bzw. kurzer Duration) auf 5 bis 7 Jahre (bzw. längere Duration). Dies, um von den verbesserten Renditen-zu-Risiko-Verhältnissen nach den Kursentwicklungen der letzten Wochen und einer zu erwartenden Konjunkturabschwächung zu profitieren.

Währungen

Die wichtigste Entwicklung dieses Jahres in den Devisenmärkten war (neben der Stärke des US-Dollars gegenüber dem japanischen Yen) die Schwäche des Euro. Seit Januar fiel der Euro zum Schweizer Franken immer mehr unter die Parität bzw. unter 1.00 und auch gegenüber dem Dollar wurde der Euro schwächer, vor allem seit August. Zwei Gründe erklären die Euro-Schwäche. Zum einen die enttäuschende Wirtschaftsentwicklung der Eurozone gegenüber den USA und der Schweiz. Zum anderen weitete sich die Differenz zwischen den US-Zinsen und den Euro-Zinsen bei verschiedenen Laufzeiten zugunsten der USA aus, was den US-Dollar im Vergleich zum Euro unterstützte. Zwar könnte es zu gewissen Konsolidierungen dieser deutlichen Devisenbewegungen kommen, doch mit einem klaren Aufwärtstrend für den Euro ist vorerst nicht zu rechnen.

Rohstoffe

Rohstoffe sind in den letzten Wochen ihrem Ruf als besonders volatile Anlageklasse einmal mehr gerecht geworden. Solange es nicht zu einem geografisch ausgeweiteten Nahostkonflikt kommt, bleibt Öl von den weiter auf den Markt strömenden iranischen Ölexporten beeinflusst. Das führte partiell zu Gewinnmitnahmen bei Marktteilnehmern, die sich nach dem Angriff der Hamas auf Israel mit Öl eingedeckt hatten. Sollte der Iran mehr involviert werden, könnten die USA die (seit längerem nicht durchgesetzten) Sanktionen gegen iranisches Öl wieder mehr in Erwägung ziehen und der Ölpreis wieder ansteigen. Die Volatilität wegen der geopolitischen Unsicherheit erklärt auch die vermehrten Schwankungen im Goldpreis. Für Gold spricht derzeit die strukturelle Nachfrage von Zentralbanken vor allem aus Schwellenländern, die ihre Devisenreserven weniger abhängig vom US-
Dollar machen wollen, weniger hingegen die derzeit historisch hohen US-Zinsen. Gold bleibt aber sowohl im langfristigen Aufwärtstrend als auch wichtig als Diversifikationsfaktor in einem ausgewogenen Portfolio.

Gérard Piasko

Gérard Piasko

Gérard Piasko leitet als Chief Investment Officer das Anlagekomitee der Privatbank Maerki Baumann & Co. AG. Zuvor war er über viele Jahre Chief Investment Officer bei Julius Baer, bei Sal. Oppenheim und bei der Deutschen Bank.

Modular anlegen mit Maerki Baumann

Die hervorgehobenen Akzentmodule erlauben es Ihnen, die erwähnten Themen in Ihrem Portfolio abzubilden:

Aktien Schweiz USA
c Aktien Schwellenländer
Aktien Eurozone aktien_global
Aktien Deutschland Global ausgewogen
Obligationen Rohstoffe
ETF Krypto Währungen
high yield Akzentmodul Private Equity
  venture capital

 

Überzeugen Sie sich von unserem modularen Anlagekonzept, der individuellen Auswahl attraktiver Anlagelösungsmodule und dem transparenten Preismodell.

Kontaktieren Sie eine Kundenberaterin oder einen Kundenberater für weitere Informationen.

Wichtige rechtliche Hinweise:

WICHTIGE RECHTLICHE HINWEISE: Diese Publikation dient ausschliesslich zu Informations- und Marketingzwecken und ist nicht auf die Herbeiführung eines Vertragsschlusses gerichtet, sondern enthält lediglich Markt- und Anlagekommentare von Maerki Baumann & Co. AG sowie eine Einschätzung zu ausgewählten Finanzinstrumenten. Somit stellt diese Publikation keine Anlageberatung oder individuell-konkrete Anlageempfehlung sowie kein Angebot für den Erwerb oder Verkauf von Anlageinstrumenten dar. Maerki Baumann & Co. AG erbringt keine Rechts- oder Steuerberatung. Im Weiteren übernimmt Maerki Baumann & Co. AG keinerlei Haftung für den Inhalt dieses Dokuments und haftet insbesondere nicht für Verluste oder Schäden irgendwelcher Art, einschliesslich direkte, indirekte oder Folgeschäden, die aufgrund von in diesem Dokument enthaltenen Informationen und/oder infolge der den Finanzmärkten inhärenten Risiken entstehen können. Maerki Baumann & Co. AG ist Inhaberin der Schweizerischen Bankbewilligung, die ihr durch die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (FINMA) erteilt wurde. 

*Bitte beachten Sie, dass wir die in dieser Broschüre genannte Krypto-Dienstleistung (Akzentmodul Krypto-Währungen) aufgrund der deutschen Regulierung für unsere Kundinnen und Kunden mit Domizil Deutschland nicht erbringen können. 

Redaktionsschluss: 30. November 2023

Maerki Baumann & Co. AG
Dreikönigstrasse 6, CH-8002 Zürich
T +41 44 286 25 25, info@maerki-baumann.ch
www.maerki-baumann.ch

top