Geopolitik: Obligationen und Gold können bei temporären Aktienturbulenzen helfen

Marktkommentar, April 2018

Geopolitik: Obligationen und Gold können bei temporären Aktienturbulenzen helfen

Die Finanzmärkte befinden sich im Bann neuer geopolitischer Spannungen, ausgelöst durch eine schärfere Politik der USA als Reaktion auf nicht mehr tolerierte Praktiken Russlands und Chinas. Aktienmärkte werden mittelfristig mehr von Gewinnen und Wirtschaftswachstum als von politischen Ereignissen getrieben. In temporären Phasen von geopolitischen Unsicherheiten haben historisch Obligationen höherer Qualität und Rohstoffe wie Gold ihre Funktion als sichere Häfen gezeigt. Deshalb sind Obligationen- und Rohstoffmodule sinnvolle Ergänzungen für ein komplettes Portfolio.

Die der Regierung Russlands zugeschriebene Liquidierung verschiedener Menschen auf britischem Boden hat zur Ausweisung von 150 Diplomaten durch die USA und Grossbritannien sowie erstmals zu Sanktionen gegen Putin nahestehende russische Grossunternehmen geführt. Kommt der kalte Krieg zurück? Aggressivere aussenpolitische Ambitionen erhöhen seit der Annexion der Krimhalbinsel durch Russland jedenfalls stetig die geopolitischen Unsicherheiten. Die kommunistische Partei Chinas hat die Limitierung der Amtszeit seines Präsidenten erstmals seit Mao wieder aufgehoben, wodurch auch China nun wieder eine Diktatur mit unbegrenzter Macht des Präsidenten ist und zudem durch die kontinuierliche Besetzung von künstlichen Inseln unweit von Singapur und militärische Aufrüstung geopolitisch aggressiver auftritt. In den USA hat Präsident Trump nun, wie Russland und China zuvor, die Militärausgaben massiv erhöht und seinen Einfluss erweitert. Er tritt ähnlich wie Reagan in den 1980er Jahren der aggressiveren Politik von Russland und China vehement entgegen. Obwohl in Syrien Diktator Assad dank dem aktiven Eingreifen der russischen Luftwaffe und der Unterstützung des Iran den Krieg gegen die Opposition bereits gewonnen hat, setzte er gegen die letzten Widerstände nun chemische Giftgas-Waffen ein, was militärische Massnahmen der USA ausgelöst hat. Die Konklusion ist daher, dass die geopolitischen Risiken aufgrund aussenpolitischer Spannungen zunehmen. Eine Untersuchung des US-Handelsbeauftragten kam zum Ergebnis, dass die chinesische Politik der US-Wirtschaft jährlich mindestens USD 50 Mia. Schaden zufügt, vor allem über illegale Praktiken wie Entwenden und Kopieren von geistigen Eigentumsrechten und Patenten auf Technologie. Zudem betragen die Zölle der USA nur rund ein Drittel jener Chinas und rund die Hälfte jener der EU. In den letzten Wochen haben die USA auf Stahl 25 % bzw. auf Aluminium 10 % Zollerhöhung beschlossen und China zusätzliche Zölle auf USD 50 Mia. Importwert angedroht. Darauf antwortete China mit 25 % Zolldrohung für 106 US-Produkte wie Autos, Flugzeuge und Agrargüter im Wert von USD 50 Mia. – worauf Trump äusserte, die USA erwägen, ob Zölle für weitere USD 100 Mia. chinesische Exporte in die USA angebracht seien. Somit ist hinzuzufügen, dass geopolitische Risiken auch aufgrund eines schärfer werdenden Handelsstreites zunehmen.

Obligationen in Aktienkorrekturen letzte 10 Jahre

marktkommentar_april_01_de

Quelle: Bloomberg

Historische Erfahrungen – Obligationen als sogenannte sichere Häfen
Historisch hat sich gezeigt, dass einerseits bei geopolitischen Unsicherheiten Obligationen als Safe Haven oder sicherere Häfen temporär von Investoren angesteuert werden (siehe Grafik) − ähnlich wie Gold bei geopolitischen Turbulenzen oft mehr nachgefragt wird. Während Aktien wegen der Unsicherheit im Wert fallen können, halten Obligationen, besonders Regierungsanleihen oder Obligationen guter Kreditqualität, in diesen Phasen besser. Andererseits halten geopolitisch bedingte Börsenkorrekturen nicht sehr lange an und werden von den mittelfristig wichtigeren Faktoren übertroffen, nämlich der Entwicklung der Unternehmensgewinne und des Wirtschaftswachstums. Im Zweiten Weltkrieg resultierte die Niederlage Frankreichs in einem temporären Verlust des Dow Jones von 23 %, ebenso wie der deutsche Angriff auf Russland; doch über die ganze Dauer des Zweiten Weltkriegs stieg der Dow Jones um 50 %, annualisiert 7 %, da die Industrieproduktion stark anstieg. Im Sommer 1950 attackierte das kommunistische Nordkorea Südkorea und der Dow Jones verlor kurzfristig 11 %, der Konflikt endete drei Jahre später und der Dow Jones stieg in dieser Zeit rund 16 % pro Jahr. Im Herbst 1962 brachte die Kubakrise die Welt während zwei Wochen nahe an einen Atomkrieg zwischen Russland und den USA, der Dow Jones verlor 10 %, war aber Ende 1962 10% höher als zu Jahresbeginn. 1963 wurde US-Präsident John F. Kennedy in Dallas ermordet, der Dow Jones verlor am nächsten Handelstag 4.5 %, beendete aber das Jahr mit einem Gewinn von 15 %. US-Truppen landeten 1965 in Vietnam, der Dow Jones verlor kurzfristig 10 %, aber das Jahr endete mit +10 % für den Dow Jones. Als die USA sich 1973 schmählich ohne Sieg aus Vietnam zurückziehen mussten, war der Dow Jones seit Beginn des Vietnamkrieges pro Jahr im Schnitt trotzdem knapp 5 % gestiegen. Gold hielt sich seit der Aufhebung des 35 USD/Unze Kurses gut. Als Saddam Hussein 1990 Kuwait besetzte, verlor der Dow Jones temporär 13 % und Gold gewann 8 %, sechs Monate später war im Dow Jones alles wieder aufgeholt. Um den Golfkriegsbeginn 2003 verlor der Dow Jones rund 16 % und Gold stieg 20 %, wiederum sechs Monate später war der Aktienverlust aufgeholt. Der Terroranschlag vom 11. September 2001 auf das World Trade Center führte zu einem kurzfristigen Kurssturz von 15 % im Dow Jones und Gold gewann wieder 8 %, doch im Dezember waren die Verluste im Dow Jones wieder zurückgewonnen. Die Gesamtfolgerung ist daher, dass temporäre Kurskorrekturen in Aktien durch geopolitische Unsicherheiten durchaus vorkommen: wer sie meiden möchte, ergänzt sein Portfolio durch Obligationen oder Rohstoffe wie Gold.

Modular anlegen mit Maerki Baumann

Die hervorgehobenen Akzentmodule erlauben es Ihnen, die erwähnten Themen in Ihrem Portfolio abzubilden:

Aktien Schweiz Aktien USA
Nebenwerte Schweiz Aktien Schwellenländer
Aktien Eurozone Aktien Global
Aktien Deutschland  
Obligationen CHF Global Ausgewogen
Obligationen EUR Rohstoffe
Obligationen USD  
Obligationen Schwellenländer  


Kontaktieren Sie Ihre Kundenberaterin oder Ihren Kundenberater für weitere Informationen.

Gérard Piasko

Gérard Piasko

Gérard Piasko leitet als CIO das Anlagekomitee der Privatbank Maerki Baumann & Co. AG. Zuvor war er über viele Jahre CIO bei Julius Baer, bei Sal. Oppenheim und bei der Deutschen Bank.

Wichtige rechtliche Hinweise:

Diese Publikation ist nicht auf die Herbeiführung eines Vertragsschlusses gerichtet, sondern enthält lediglich Markt- und Anlagekommentare von Maerki Baumann & Co. AG sowie eine Einschätzung zu ausgewählten Finanzinstrumenten. Somit stellt diese Publikation weder eine Anlageberatung noch ein Angebot für den Erwerb oder Verkauf von Anlageinstrumenten dar. Maerki Baumann & Co. AG erbringt keine Rechts- oder Steuerberatung. Im Weiteren übernimmt Maerki Baumann & Co. AG keinerlei Haftung für den Inhalt dieses Dokuments und haftet insbesondere nicht für Verluste oder Schäden irgendwelcher Art, einschliesslich direkte, indirekte oder Folgeschäden, die aufgrund von in diesem Dokument enthaltenen Informationen und/oder infolge der den Finanzmärkten inhärenten Risiken entstehen.

Redaktionsschluss: 17. April 2018

Maerki Baumann & Co. AG
Dreikönigstrasse 6, CH-8002 Zürich
T +41 44 286 25 25, info@maerki-baumann.ch
www.maerki-baumann.ch

top