Worum es im Handelsstreit USA-China wirklich geht

Marktkommentar, Mai 2018 

Worum es im Handelsstreit USA-China wirklich geht

In späten Phasen des globalen Wirtschaftszyklus werden die Produktionskapazitäten stark ausgelastet, weshalb mehr Ressourcen wie Arbeitskräfte, aber auch Rohstoffe, benötigt werden. Historisch führte dies oft zu einem Inflationsanstieg über höhere Preise für Rohstoffe. Höhere Importpreise wegen des eskalierenden Handelskonflikts und den US-Sanktionen gegen den Iran könnten Rohstoffpreis- und Inflationserhöhungen verstärken. Mit einem Rohstoffmodul kann steigender Inflation und Rohstoffpreiserhöhungen begegnet werden.

Verschiedene Anzeichen deuten darauf hin, dass wir uns in einer späten, aber noch nicht finalen Phase des globalen Wirtschaftszyklus befinden, zum Beispiel der Zinskurvenverlauf, optimistische Geschäftsumfragen der Unternehmen oder die sehr positive Konsumentenstimmung in den USA und Europa. In solchen Phasen werden die Produktionskapazitäten so stark ausgelastet, dass, um der steigenden Nachfrage nachzukommen, mehr Ressourcen, sowohl Arbeitskräfte als auch Rohstoffe, benötigt werden.

Dies gilt besonders ausgeprägt, wenn die steigende Nachfrage auf ein eher beschränktes Angebot trifft, wie es im amerikanischen oder deutschen Arbeitsmarkt mit Rekordtiefständen bei der Arbeitslosigkeit oder bei bestimmten Rohstoffen wie Öl derzeit der Fall ist.

Historisch führte dies zu einem Inflationsanstieg über Preiserhöhungen für Rohstoffe und Arbeitskräfte, zuerst für die Produzenten, dann für die Konsumenten und Investoren. Vielleicht wird dies wegen der Globalisierung mit mehr Wettbewerb weniger stark ausgeprägt sein als früher, doch der aufkommende Protektionismus bzw. Handelskonflikt wirkt der Globalisierung nun entgegen.

Es muss davon ausgegangen werden, dass ein Teil der für die Unternehmen resultierenden Preiserhöhungen, vor allem der Energiepreisanstieg und das ansteigende Lohnwachstum in den USA, von nun an deutlicher zu mehr Inflation auf Stufe der Konsumentenpreise führt. Gerade in den nächsten Monaten muss wegen sogenannten Basiseffekten (tiefere Basis des Vorjahres für verschiedene Inflationskomponenten) mit einem klaren Inflationsanstieg gerechnet werden.

Zusätzlich werden die neuen Strafzölle der USA zu einem weiteren Inflationsschub führen. Wenn die Globalisierung durch Protektionismus weniger wirken kann, kann die Inflation über teurere Importe noch höher ausfallen, je nachdem wie weit die Strafzollerhebung in den nächsten Monaten gehen wird. Höhere Zölle von China und der Europäischen Union als Reaktion auf die US-Sonderzölle könnten nochmals einen Inflationsanstieg zur Folge haben.

Die Frage ist, wie dem Inflationsanstieg in den Anlagen begegnet werden kann. Historisch sind Rohstoffe eher als Anleihen geeignet vom Inflationsanstieg zu profitieren, während Aktien mehr von Gewinnwachstum abhängig sind.

Zwischen 1976 und 2017 betrug die durchschnittliche Jahresperformance in US Dollar in spätzyklischen Jahren, also Jahren mit steigenden Zinsen 14 % für Rohstoffe, 11 % für Aktien und 4% für Anleihen.

Rohstoffe sind einerseits, wie derzeit die Energiepreise, deren Verlauf von Angebotsengpässen im Zusammenhang mit den US-Sanktionen gegen den Iran dominiert werden, selbst Inflationsantreiber, und andererseits werden Rohstoffe in der Spätphase des globalen Wirtschaftszyklus wie oben beschrieben meist mittelfristig noch teurer.
Der CMCI Rohstoffpreisindex hat inzwischen seinen Abwärtstrend nach oben durchbrochen. Die Grafiken zeigen die Korrelation zwischen Inflation in den USA und Europa und den Rohstoffpreisen.

Steigender Inflation kann mit Engagements in Rohstoffen, zum Beispiel über ein Rohstoffmodul, begegnet werden. Rohstoffe haben historisch in Spätphasen des globalen Konjunkturzyklus deutlich zugelegt, wenn Produktionskapazitäten ausgelastet waren, die Nachfrage anhielt und Angebotsengpässe eintraten.

US-Inflation (% zum Vorjahr) und Rohstoffpreis-Index

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Inflation der Eurozone (% zum Vorjahr) und Rohstoffpreis-Index

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«Wie in den 80-er Jahren bei Reagan gegen Japan könnte Trumps Taktik zu faireren chinesischen Handels- und Technologiepraktiken führen»

Gérard Piasko, Chief Investment Officer

Die tiefen Zölle der USA im internationalen Vergleich bilden für die USA eine gute Ausgangsbasis um die unfairen Handelspraktiken Chinas zu ändern. Die durchschnittlichen Zölle betragen in den USA nur rund 3 % gegenüber 5-6 % in Europa und 10 % in China. Weder die USA noch China können jedoch einen eskalierenden Handelskrieg vollständig gewinnen. Allerdings hat China mit 20 % Exportanteil am BIP (USA 12 %) vielleicht mehr zu verlieren.

US-Präsident Trump folgt nicht im Stil, jedoch in der Wirtschaftspolitik seinem republikanischen Vorgänger Reagan. Zum Beispiel mit der US-Wirtschaftsstimulierung durch Steuersenkungen und mehr Regierungsausgaben, die eine markante Erhöhung der US-Verschuldung und des US-Budgetdefizites zur Folge haben. In den 1980-er Jahren war es Präsident Reagan, der Japan drohte und erreichte, dass Japan einen Teil seiner Autoproduktion in die USA verlagerte. Trumps neue Berater Kudlow und Bolton waren schon in Reagans Regierung tätig. Diesmal erscheint Präsident Trumps Verhandlungstaktik zwar mehr auf Konfrontation ausgerichtet, könnte aber letztlich für die USA ein Teilerfolg werden. Ein Kompromiss könnte zu faireren Handelspraktiken betreffend geistigen Eigentumsrechten führen, den Marktzugang nach China erleichtern und andere Länder ermuntern ihre Zölle zu reduzieren und dadurch vielleicht zu mehr und nicht weniger Handels- und Wirtschaftswachstum führen.

Das Risiko eines eskalierenden Handelskrieges darf dennoch nicht unterschätzt werden. Die direkten Folgen wären weniger gravierend als die indirekten, d. h. wenn die globale Geschäftsstimmung sinken und Investitionen, Anstellungen und Produktion bremsen würde. Die direkten Folgen wären bei USD 50-150 Mia. Strafzollvolumen auf Chinas Exporte eine Erhöhung der US-Inflation um etwa 0.1 %-0.3 %. Bei chinesischen Strafzöllen auf USD 50 Mia. US-Güter wäre die direkte Wirkung eine Senkung des US-Bruttoinlandproduktes (BIP) von rund 0.1 %, bei 100 Mia 0.2 %. Für China könnten 25 % US-Strafzölle bei USD 50 Mia. das BIP etwa 0.2 % senken (bei 150 Mia 0.6 %).
Bei einer weitergehenden Eskalation, wenn auf alle chinesischen Exporte in die USA diese Strafzölle angewendet würden, könnte das US-BIP etwa 0.6 % sinken und die US-Inflation rund 0.6 % höher ausfallen. Für China wäre ein totaler Exportausfall in die USA ein BIP-Risiko von vielleicht 1.5 %. Die OECD schätzt, dass, wenn nicht nur zwischen den USA und China, sondern weltweit Strafzölle erhoben würden, bei 10 % Strafzoll das globale BIP 1-1.5 % sinken würde. Dies könnte dann zu markanten globalen Gewinnrevisionen führen. Der Konflikt USA–China um Handel und Vorherrschaft in geopolitisch und militärisch wichtiger Technologie ist zwar noch kein kalter Krieg als Handelskrieg, sondern vorderhand ein Handelsstreit mit möglichem Kompromiss, birgt aber klar Risiken. 

Aufgrund dieser anhaltenden Risiken aus dem Handelskonflikt USA-China erscheint uns als Konklusion eine diversifizierte Anlage mit Berücksichtigung verschiedener Module in den Anlageklassen Anleihen, Aktien und Rohstoffe (wo Öl von den neuen US-Sanktionen gegen den Iran profitiert) derzeit weiter als sinnvoll.

Gérard Piasko

Gérard Piasko

Gérard Piasko leitet als CIO das Anlagekomitee der Privatbank Maerki Baumann & Co. AG. Zuvor war er über viele Jahre CIO bei Julius Baer, bei Sal. Oppenheim und bei der Deutschen Bank.

 

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Redaktionsschluss: 12. Juli 2018

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